„Als ein jüdischer Junge wäre ich normalerweise für die Gaskammer ausgewählt worden.“

Micha Gelber, 2015

Micha Gelber, 1945 neun Jahre alt

Micha Gelber ist acht Jahre alt, als er 1944 in das KZ Bergen-Belsen verschleppt wird. Er ist dort mit seinen Eltern Meta und Erich und seinem älteren Bruder Eduard zusammen. Täglich sterben viele Menschen, auch seine Freunde. Ihre Leichen werden verbrannt oder einfach auf den Wegen liegengelassen. Im KZ erlebt Micha seinen 9. Geburtstag. Seine Eltern können den grauenvollen Alltag nicht vor ihren Kindern verbergen. Der Tod ist allgegenwärtig. Micha versucht, das nicht zu nahe an sich heranzulassen.

Erich Gelber mit den Söhnen Micha und Eduard in Ede bei Arnheim, 1941
Micha Gelber im Alter von vier Jahren in Ede bei Arnheim, 1939

  „... dieser katastrophale Transport, 13 Tage und Nächte – wir erlebten auch Luftangriffe – sollte unser Transport in den Tod sein. Viele verhungerten und starben an völliger Erschöpfung. Es kam zu schrecklichen Szenen, die mit Sicherheit einen Schaden bei uns anrichteten, speziell bei den Kindern.“
Micha Gelber, 2015

„… um unserer Lieben zu gedenken, die während der Zugfahrt und danach in Tröbitz gestorben sind.”

Micha Gelber, 2015

Immer wieder besucht Micha Tröbitz

Micha Gelber ist Vater, Großvater und Urgroßvater von drei Kindern, vier Enkelkindern und zwei Urenkeln. Bis heute beschäftigt er sich viel mit den Erlebnissen in seiner Kindheit. Als Vorsitzender der „Vereinigung des Verlorenen Transports” in den Niederlanden kümmert er sich gemeinsam mit Freunden um Besuche in Tröbitz und sucht nach Überlebenden. Seine Erinnerungen teilt er auch mit Schulklassen. Seine Tochter Iris begleitet ihn 2015 erstmals zu den Gedenkveranstaltungen. Vor Ort, in Tröbitz, kann sie besser verstehen, was ihr Vater Micha als Kind erlebt hat.

Micha Gelbers Enkeltöchter Sharon und Tamar im Hintergrund. Michas Frau Ria hält Enkelsohn Yair und Micha seinen Enkel Ruben im Arm, 2003

„Ich kontrolliere mein Trauma mit Gleichgültigkeit gegenüber den schrecklichen Bildern und Erinnerungen. Was ich erlebt habe, das ist nicht normal. Es ist mein persönlicher Weg, die Traumata zu verarbeiten und sie aus meinem Kopf zu verdrängen. Schaffe ich das wirklich? Vielen geht es leider anders als mir und sie sind nie von ihren Traumata befreit worden.“
Micha Gelber, 2015

Micha Gelber und die schwierige Rückkehr in das alte Leben | Video 1:51 min

„Ich habe vor nichts Angst.“

Micha Gelber, 2001

Weiterleben in den Niederlanden und in Israel

Nach der Befreiung 1945 kehrt die Familie in die Niederlande zurück. Von den Verwandten haben nur wenige überlebt. Micha Gelber geht zur Schule. Das Leben muss irgendwie weitergehen. Konzentrieren auf die Schule fällt ihm schwer. Er bekommt Nachhilfe. Die Vergangenheit lässt ihn und seine Familie nicht los. Anfang der 1960-er Jahre immigriert die Familie nach Israel. Sein Vater Erich reist Ende der 1960er Jahre geschäftlich in die DDR. Als er in Tröbitz die ungepflegten Gräber sieht, fordert er die Behörden zum Handeln auf.

Micha Gelber im Alter von 22 als Soldat in der israelischen Armee
Micha und Vater Erich bei der Arbeit in der von ihnen gegründeten Textilfabrik im Kibbuz Yavne, Israel 1963