
„... dass da Tote zu sehen waren hinter dem Stacheldraht, das war Alltag.“
Celino Bleiweiß, 2022
Aus Mechl Feiler wird Celino Bleiweiß
Celino Bleiweiß wird am 4. Januar 1937 in Przemyśl/Polen als Mechl Feiler geboren. Bevor seine Eltern von den deutschen Besatzern ermordet werden, gelingt es ihnen, Mechl an Richard Bleiweiß zu übergeben. Auch dessen Frau und Tochter werden ermordet. Richard besitzt Papiere, mit denen er Celino und dessen Cousine Hela anstelle der ermordeten eigenen Angehörigen mit nach Bergen-Belsen nimmt. Befreit wird die neue Familie in Tröbitz. Dort bleiben sie bis 1949. Celino will seinen ursprünglichen Namen nicht mehr annehmen. Mit dem neuen Namen hat er überlebt.
„… eine typische Erinnerung … ich erinnere mich genau, wie wir, einige Buben, an einem Autoanhänger hockten … und darüber diskutierten, wie das denn mit dem Ventil funktioniert. … das war für uns sehr interessant. Überhaupt nicht ein Wort haben wir verloren über das, was auf dem Wagen drauf war. Der Wagen war beladen mit einem Berg von Leichen.“
Celino Bleiweiß 2022
„…. ich möchte nicht auf den Holocaust reduziert werden.“
Celino Bleiweiß, 2021
Was macht ein Leben aus?
Celino, Hela und Richard Bleiweiß bleiben bis 1949 in Tröbitz. Der Junge ist das einzige jüdische Kind im Dorf. 1949 zieht die Familie nach Dresden. Celino wird Regisseur und studiert an der Filmhochschule in Babelsberg. In der DDR ist er ein erfolgreicher Filmemacher, lehnt es aber ab, der Staatspartei SED beizutreten. Mit der Vergangenheit beschäftigt er sich kaum. Anlässlich einer Reise nach Israel kehrt Celino nicht mehr in die DDR zurück und siedelt 1984 nach München über. Seine Frau und seine Tochter können ihm folgen.
Celino Bleiweiß fragt sich, was ein Leben ausmacht. | Video 1:40 min
„Ich bin ein Meister im Verdrängen.“
Celino Bleiweiß, 2022

Unterwegs
Celino Bleiweiß hat im Leben viel Glück und stößt immer wieder auf Menschen, die ihm helfen. Hauptthema seiner Arbeit ist es, Geschichten von Menschen zu erzählen.
Dies spiegelt sich auch in seinen Produktionen wider. Im Jahr 2010 entdeckt er mit Hilfe seiner Frau Shula Volkov Familienangehörige in Israel. Er lebt bei München und in Herzliya/Israel.